Ärger wegen sinnloser Zerstörungen
Das Dach über dem Eingang zu dem römischen Keller der Haselburg war mit speziellen römischen Ziegeln gedeckt. Es wurde nach und nach zerschlagen. Meist von spielenden Kindern, die teils von ihren Eltern auf die Mauer gehoben wurden oder schon selbst klettern konnten, um die Dachziegel mit Steinen zu bearbeiten. Wie stolz waren doch die Eltern wegen der Kreativität ihrer Kleinen. Als durch das defekte Dach Wasser in den römischen Keller eindrang, ersetze die Gemeinde als Eigentümerin der Anlage die zerschlagenen römischen Ziegel durch ein Blechdach. Die Mauer wurde umgebaut und erhöht, die seitlichen Abstufungen entfernt.
Nun kann man zwar nicht mehr über die Mauer in den südlichen Odenwald schauen, Kinder können diese auch nicht mehr leicht besteigen. Die anfallenden Kosten von über 15.000 € haben sich Gemeinde und Haselburgverein geteilt. Wie der Vorsitzende des Haselburgvereins, Bürgermeister a.D. Arno Schäfer mitteilt, haben die mutwillige Zerstörungen nicht nachgelassen. So wurden im römischen Bad Teile der gemauerten Badewanne abgeschlagen, die Sitzfläche der Latrina (römische Toilette) mehrfach gebrochen und wertvolle Teile der römischen Fußbodenheizung zerstört, insbesondere die an den Außenwänden befindlichen tönernen Rauchabzüge. Verschoben wurde auch die schwere Trommel der Jupitersäule. Das Betonmodell der Haselburg, liebevoll von dem Ehrenvorsitzenden Reinhold Fischer gebaut und gepflegt, ist nachhaltig zerschlagen und muss ersetzt werden. Es bot Besuchern ohne Kenntnisse der römischen Geschichte einen guten Überblick und erschloss ihnen die Funktion der Ruinen. Neben dem Modell wurde ein kurzes Stück der unterirdischen römischen Wasserleitung aufgebaut, um die Technik der antiken Wasserversorgung vorzustellen. Auch hier werden ständig Originalsteine ausgebrochen und verschleift.
Ebenso werden die wegen ihres gusseisernen Unterbaus gewichtigen Sitzbänke auf dem Gelände hin und her bewegt. Bei Zweien wurden im vergangenen Jahr die Sitzbretter mutwillig demoliert. Das können nur sehr starke Jugendliche oder Erwachsene machen. Im Winterhalbjahr haben Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs die Bänke vorbildlich repariert und neu aufgestellt. Offenbar hat das nicht allen Nutzern der Haselburg gefallen wie aus dem beigefügten Foto zu entnehmen ist. "So eine schwere Bank ohne Not über die hohe Mauer auf das Dach zu wuchten, ist keine Glanztat sondern ein sinnloses idiotisches Unterfangen“ meinte Vorsitzender Arno Schäfer, zumal auch das Dach wieder gelitten hat. Schäfer, der immer noch als Haselburgbeauftragter der Gemeinde
bestellt ist, schaut des Öfteren nach der Anlage und hat auch diesen Vorfall gemeldet. Wie die Gemeinde damit umgehe wisse er nicht, habe jedoch vorgeschlagen, zumindest die Bänke an bestimmten Standorten zu fixieren.
Viele Menschen besuchen die Haselburg. Nicht alle sind an den römischen Ruinen interessiert. Sie nutzen die Ruhe des Ortes, erholen sich an der frischen Luft, genießen den weiten Blick über die schöne Odenwaldlandschaft oder gehen, abgesprochen mit dem Haselburgverein, sportlichen oder sonstigen Freilufttätigkeiten nach. Viele besuchen gezielt die antiken Ruinen. Alle sind willkommen, solange nichts vermüllt oder zerstört wird.
Ehrenamtliche Tätigkeit muss Freude bereiten. Willkürliche Zerstörungen sind kontraproduktiv. Wert und Bedeutung der Villa Rustica Haselburg gehen weit über Höchst und den Odenwaldkreis hinaus. Auch die Mitglieder des Haselburgvereins kommen aus dem gesamten südhessischen Raum. Solche, die sich aktiv in die Vereinstätigkeit einbringen und Zeit und Geld für die Haselburg opfern, fragen schon, welchen Sinn ein ehrenamtliches Engagement noch macht, wenn die Anlage nicht geschützt wird.
Fotos: A.R.Schäfer
Mutwillig zerstörte Rauchabzugskanäle der antiken Fußbodenheizung
Demolierte römische Wasserleitung
Grober Unfug und Schädigung