Archäologische Fundstücke von der Haselburg
[block|Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einige der römischen Fundstücke vorstellen, die bei der Ausgrabung der Villa gefunden wurden. Sie befinden sich im 2012 neu errichteten Infozentrum.
Ritzinschrift auf einem Deckziegel der Hypokaustanlage
Das Stück wurde 1839 in der Hypokaustanlage des Hauptgebäudes gefunden. Die dunkle Färbung um die Inschrift herum belegt, dass der Deckziegel wie die anderen Ziegel dieser Art im Hypokaustum vermauert war. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich um die Abrechnung der Ziegelstreicher, die am Abend aufschrieben, wieviele Ziegel sie gefertigt haben. Unter der Inschrift befindet sich das Zeichen des Ziegelstreichers, eine Schleife, die auch auf sehr vielen anderen Ziegeln von der Haselburg vorkommt. Oft wurde deshalb in der älteren Forschung angenommen, auf der Haselburg habe es einen Ziegeleibetrieb gegeben. Dies konnte durch die Grabungen der jüngeren Vergangenheit nicht bestätigt werden, da bauliche Befunde fehlen, die einem solchen Betrieb zuzuordnen wären. Die Inschrift ist somit für die Haselburg ein Einzelfund, aber eines der frühesten Zeugnisse lateinischer Schreibkultur in Hessen.
Ziegelinschrift von der Haselburg (Abbildung aus dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt, Foto W. Fuhrmannek).
Die Lesung und Übersetzung lautet wie folgt:
stratura tertia Dritte Lage
laterc[u]li capit[u]lares Kapitellziegel
n[umerus] CCCLXXV 375 Stück
Bei der Schrift handelt es sich um römische Kursivschrift, eine Art Schreibschrift, die man bevorzugt auf "weichen" Materialien verwendete (z.B. auch auf Wachs- und Bleitäfelchen). Das Stück befindet sich üblicherweise im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, ist aber momentan "auf Reisen", da es in der Ausstellung "Geritzt und Entziffert" gezeigt wird.
In der großen Menge von Ziegelbruchstücken fand man auf der Haselburg ein handtellergroßes Ziegelstück gleicher Art mit dem Inschriftteil „secund“, einer Entsprechung zu „tertia“ auf der obigen Platte, also „Zweite (Lage)“.
Römische Verkleidungsziegel von der Haselburg, alle vom Typ Stockstadt, der auf der Haselburg am häufigsten vorkommt.
Es handelt sich um ein eigenartiges Phänomen römischer Bautechnik, das nur für kurze Zeit (2. Hälfte des 2. Jahrhunderts) in einem begrenzten Raum (nämlich im Wesentlichen im heutigen Südhessen) auftritt. Wahrscheinlich wurden diese auffälligen Ziegel in einer einzelnen Ziegelei gefertigt. Wo diese stand, ist bis heute nicht endgültig bewiesen, sie wird in Dieburg vermutet.
Aufgrund der Ähnlichkeit der Platten mit mittelalterlichen Fußbodenfliesen wurden sie zunächst für solche gehalten. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts legte man in einige Räume der principia auf der Saalburg Nachahmungen dieser Ziegel, die 1903 von der Firma Philipp Holzmann & Co angefertigt wurden. Auch ein Raum des Mainfränkischen Museums in Würzburg wurde mit einem solchen Fußboden versehen. Erst weitere Funde, teilweise in situ, zeigten wenige Jahre später, dass es sich um Wand- und Deckenplatten handelte.
1988 hat der damalige Direktor des Saalburg-Museums Prof. Dietwulf Baatz im Saalburg-Jahrbuch 44 die verschiedenen Ziegelfunde zusammengestellt, die diesem Typ zuzuordnen sind. Demnach gab es 5 verschiedene Stempeltypen, mit denen auf einer Rolle das Muster auf die Ziegel aufgebracht wurde. Sie sind hauptsächlich nach Fundorten benannt, es gibt auch einen Typ Haselburg (der Seitenhintergrund zeigt aber den Typ Stockstadt, da der Typ Haselburg sich dafür weniger eignet). Es ist nur eine Platte Typ Haselburg bekannt; sie ist nicht im Besitz des Haselburgvereins.
Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Baatz stellen wir hier die verschiedenen Stempeltypen vor:
Stempeltypen der Verkleidungsziegel
Stempeltypen der Verkleidungsziegel mit Rollstempelmuster, benannt nach Fundorten. (1. Haselburg, 2. Semd, 3. Dieburg, 4. Saalburg, 5. Stockstadt). Der Typ Dieburg ist auf der Haselburg nicht vertreten (Aus Saalburg-Jahrbuch 44, 1988).
3. Reste römischer Wandbemalung
Die Wände und Decken in den Räumen der Haselburg waren verputzt und zumindest in den Räumen des Hauptgebäudes auch bemalt. Reste dieser Bemalung haben sich in der Nähe der Mauern im Boden erhalten. Einiges davon wird in der Ausstellung im Infozentrum gezeigt. Es handelt sich um Verzierungen, welche die hell gestrichenen Wände architektonisch untergliedern sollten durch Flächen, Felderrahmen und pflanzliche Darstellungen in Rot, Schwarz, Grün und Gelb. Reste figürlicher Darstellungen fehlen.
Reste römischer Wandbemalung
4. Römische Keramikfunde
Die große Masse der Fundstücke macht die Keramik aus. Neben den Ziegeln ist hier besonders die Gebrauchs- und Küchenkeramik wichtig, da besonders sie Hinweise zur Datierung der Anlage gibt. In der damaligen Zeit waren Gefäße aus Ton ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Durch die Tatsache, dass ihre Formen eine gewisse Entwicklung im Lauf der Zeit hatten, auch Moden und technischen Neuerungen unterworfen waren, bieten sie dem Archäologen heute wertvolle Anhaltspunkte zur Datierung. Die Stücke kommen dabei in Scherben oder als Gefäßteile aus dem Boden.